Bedürfnisorientierte Begleitung von Kindern
Vermutlich kennst du den einen oder anderen Erziehungsstil und ganz bestimmt bist du, auf welche Art und Weise auch immer, vom Erziehungsstil deiner Kindheit geprägt. Im Schaubild haben wir die vier verschiedene Erziehungsstile zusammengestellt (mehr findest du in unserem Buch „Liebevoll durch die Trotzphase).
Für uns ist Beziehungs- und Bindungsorientierung nicht ein Erziehungsstil von vielen, sondern eine Herzenssache. Es ist eine Haltung, ein Menschenbild, ein wertschätzender Blick aufs Kind.
Bindung und Beziehung sind keine starren Regelwerke, sie sind ein Fluss, in dem du dich mit deinem Kind bewegst. Sie wachsen, sie verändern sich, sie sind nicht regungslos.
Wir sind überzeugt, dass diese Begleitung unsere Kinder stärkt und liebevoll trägt. Eine Investition in die Zukunft also. Wenn du dieses Buch liest, wirst du viele Beispiele für beziehungs- und bindungs- orientierte Begleitung kennenlernen. (Liebevoll durch die Autonomiephase)
Dein Kind handelt für sich und nicht gegen dich!
Das solltest du dir immer wieder in Erinnerung rufen, denn dein Kind kann sich noch nicht in andere Menschen hineinversetzen und versteht nicht, dass der- oder diejenige anders empfindet als es selbst.
Dein Kind ist auf Grund seiner Entwicklung erst ab ca. 4,5 Jahren in der Lage, die Fähigkeit zu erwerben, sich in andere hineinzuversetzen. Dabei kannst du es begleiten und ihm z.B. erklären, warum ihr nur noch einmal rutschen könnt und dann vom Spielplatz nach Haus gehen müsst. Dass du noch das Abendessen vorbereiten musst und natürlich verstehst, dass es lieber auf dem Spielplatz weiterspielen möchte. Es aber zu Hause gerne in seinem Kinderzimmer spielen darf oder dir vielleicht auch helfen möchte, dass Abendessen vorzubereiten.
Bei der Bedürfnisorientierten Begleitung geht es darum, deinem Kind näherzubringen, dass es in einem System lebt und die Bedürfnisse aller in der Familie wichtig sind. Das manche Bedürfnisse Vorrang haben, z.B. wenn es sich verletzt, dass du dich umgehend um die Verletzung und sein Bedürfnis kümmerst. Wenn es aber spielen möchte und du erst noch aufs Klo musst, es diese Minuten noch abwarten muss – du ihm aber hier z.B. anbietest, dass es schon alles im Kinderzimmer vorbereiten kann, damit ihr dann umgehend spielen könnt.
Die Rolle der Bedürfnisse
Es ist wichtig, dass alle ihre Bedürfnisse kennen und auch kommunizieren. Dein Kind kann das meist noch nicht mit Worten. Du musst deshalb genau hinsehen. Das ist nicht immer einfach und manchmal verstehst du dein Kind auch falsch. Es ist also wichtig, dass du nah bei ihm bist. Signalisiere, wenn du gerade nicht genau weißt, was es in diesem Moment braucht. Gemeinsam werdet ihr es nach und nach herausfinden und eure gemeinsame Sprache finden. Das dauert manchmal. Also bitte nicht verzweifeln, wenn nicht immer gleich offensichtlich ist, was dein Kind gerade braucht! Manchmal weiß es das selbst noch nicht. Der dänische Familientherapeut Jesper Juul sagte einmal, dass man von seinen Kindern nicht erwarten darf, dass sie einen ernst nehmen, wenn man seine Kinder (mit alle ihren Facetten und Bedürfnissen) selbst nicht ernst nimmt. (aus „Liebevoll durch die Trotzphase“)
Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis
Bei der Erfüllung von Bedürfnissen, braucht dich dein Kind. Sie sollten zeitnah befriedigt werden.
Gerade bei Säuglingen ist es wichtig unmittelbar zu handeln. Das bedeutet nicht, dass ihr sofort alles steh und liegen lassen müsst, sondern auf euer Kind einzugehen. Mit ihm kommunizieren, zeigen, dass ihr da seid und dann auf das Bedürfnis eingehen.
Wenn euer Baby nachts weint, weil es Hunger hat und ihr aber kurz Zeit braucht, um euch zu sortieren – dann ist das auch eine prompte Reaktion. Wichtig ist dabei, mit ihm zu sprechen und ihm dadurch eure Fürsorge zu zeigt.
Wünsche sind nicht überlebenswichtig. Dürfen natürlich aber bei ausreichend Zeit und wenn sie stimmig sind, erfüllt werden.
Doch was ist nun der Unterschied?
Hunger – also Nahrungsaufnahme – ist ein Bedürfnis und wichtig für das Überleben. Der Wunsch nach Pizza oder, dass du jedem Familienmitglied eine extra Mahlzeit zubereitest nicht, dass ist ein Wunsch.
So gibt es unter der Woche abends z.B. bei euch eine Brotzeit – jeder kann hier das essen, was ihm schmeckt, ohne dass du einen großen Aufwand hast. Am Wochenende ist mehr Zeit da und ihr backt gemeinsam Pizza und jeder kann seine Pizza belegen, wie es ihm schmeckt. Oder es gibt Gulasch. Für den einen mit Nudeln, den anderen mit Semmelknödel.
Die Rolle der Bedürfnisse
Es ist wichtig, dass alle ihre Bedürfnisse kennen und auch kommunizieren. Dein Kind kann das meist noch nicht mit Worten. Du musst deshalb genau hinsehen. Das ist nicht immer einfach und manchmal verstehst du dein Kind auch falsch. Es ist also wichtig, dass du nah bei ihm bist. Signalisiere, wenn du gerade nicht genau weißt, was es in diesem Moment braucht. Gemeinsam werdet ihr es nach und nach herausfinden und eure gemeinsame Sprache finden. Das dauert manchmal. Also bitte nicht verzweifeln, wenn nicht immer gleich offensichtlich ist, was dein Kind gerade braucht! Manchmal weiß es das selbst noch nicht. Der dänische Familientherapeut Jesper Juul sagte einmal, dass man von seinen Kindern nicht erwarten darf, dass sie einen ernst nehmen, wenn man seine Kinder (mit alle ihren Facetten und Bedürfnissen) selbst nicht ernst nimmt.
Wichtig dabei – Alles so wie es für dich umsetzbar und möglich ist!
Du wirst nicht immer auf dein Kind eingehen können, es wird dir vielleicht auch mal die Hutschnur reißen – hierbei ist es wichtig, dass du dein Handeln reflektierst und schaust, was passiert ist. Warum hat dein Kind so gehandelt und was war der Grund, dass es dich so aus der Haut hat fahren lassen? Was kannst du das nächste Mal anders machen? Wie kannst du nach so einer Auseinandersetzung/Streit mit deinem Kind, liebevoll auf es zugehen und gemeinsam schauen, was euch beschäftigt hat?
Beziehe dein Kind in den Alltag mit ein, lass es Entscheidungen, die es schon selbst treffen kann, auch entscheiden, bspw. richtest du ihn morgens zwei Outfits hin und dein Kind kann selbst entscheiden, welches von beiden es anziehen möchte. Morgens könnte es dein Kind überfordern aus seinem Kleiderschrank komplett selbstständig auszusuchen, was es anziehen möchte – da es eine zu große Auswahl ist.
Und es gibt auch Momente, das muss dein Kind mit dir kooperieren – weil du z.B. morgens zu einer bestimmten Zeit auf der Arbeit sein musst. Dein Kind möchte noch gerne in seinem Zimmer weiterspielen, erkläre ihm, dass ihr losmüsst und in der Kita bestimmt schon Kind XY wartet, um mit ihm zu spielen. Frage hier z.B. auch nach, was es gerne in der Kita spielen möchte.
Es gibt auch Situationen, in denen ist der Wurm drin und du verstehst die Welt nicht mehr. Sei dir gewiss, deinem Kind geht es genauso.
Beziehungs- und bindungsorientierte Begleitung macht stark
Denn: Hinter jedem Verhalten deines Kindes steckt ein Bedürfnis. Betrachtest du es aus dieser Perspektive, verstehst du es oft viel besser. Ist es nörgelig, weil es beispielsweise Hunger hat oder müde ist, so kannst du dieses Verhalten viel besser nachvollziehen und auf dein Kind ganz anders regieren. Verständnisvoller, gelassener, achtsamer. Gerade einem Verhalten, das wir als anstrengend und herausfordernd bezeichnen, liegt oft ein tiefes Bedürfnis, wenn nicht sogar eine Not, zugrunde. Dieses Wissen kann dir in der Konfliktsituation bereits helfen. Tritt deinem Kind zugewandt, verständnisvoll und wert- schätzend entgegen. Nicht strafend, ignorierend oder ablehnend. Dein Kind „trotzt“ nicht, es will dich nicht bewusst ärgern oder verletzen. Sein Verhalten ist oft Ausdruck eines nicht erfüllten Bedürfnisses oder einer Emotion, die es nicht von allein regulieren, sprich verstehen und steuern kann. Das kann auch das Bedürfnis nach Nähe sein und danach, gesehen zu werden. Dein Kind braucht dann deine Unterstützung und deine liebevolle Begleitung. (aus „Liebevoll durch die Trotzphase“)